Donnerstag, 7. Juni 2012

Sioux Montana Ranch

Nein, wir sind nicht im wilden Westen, sondern hier in Duisburg.

Nach dem Krieg beschloß ein junger Mann namens Erich Wiesner nach Amerika auszuwandern.
Schon als kleiner Junge war der wilde Westen sein Traum gewesen.

Doch es sollte anders kommen.
Eine Krankheit, berufsunfähig und Geldmangel ließen den Traum platzen.
Aber er gab nicht auf!
Trotzig fasste er einen neuen Entschluss: Dann hole ich Amerika eben nach Deutschland!

1960 gründete er einen Cowboy- und Indianerverein.
Dies war der Anfang der „Sioux Montana Ranch”.
Und wie der Westen der USA zur Zeit der Besiedlung, ist auch ihre Geschichte wild.
Aus alten Krupp-Bauhütten schusterten die Mitglieder des Sioux Montana Clubs ihre Westernstadt zusammen.
„Manchmal hatten wir nicht einmal mehr Geld für ein Paket Nägel übrig.
Aber irgendwie ging es immer weiter”, erinnert sich Wiesner, den selbst das zweimalige Niederbrennen der Holzhütten nicht zum Aufgeben zwingen konnte.
Langsam wuchs auf 10.000 qm sein Traum.

Er weiß wie man das Lasso schwingt und ein Pferd sattelt.
Er hat schon so manches Greenhorn über seine Ranch geführt.
Vorbei am Büro des Sheriffs, vorbei am Gefängnis, am Geschäft des Schuhmachers, der Schmiede, vorbei an den großen Flügeltüren des prächtigen Saloons.
Selbst eine Kirche mit altem Altar gibt es, in der schon viele Trauungen und Taufen stattfanden.
Seine Souvenirs aus 10 USA-Reisen finden sich in einem eigenen Museum.
Von der eingelegten Schlange bis zum original Westernkostüm ist alles da.
Rodeowettkämpfe, Familienfeste, Westernbälle und Tauschmeeting gehörten zum Programm des Clubs.
Auf dem regelmäßig stattfindenden Westermarkt gibt’s originale Westernware und das Erlebnis echter Western-Atmosphäre.



Erich Wiesners (bei 2:09) Traum ist der Traum vieler Kinder - aber nur wenige sind als Erwachsene noch bereit, soviel Arbeit auf sich zunehmen, die eine Ranch erfordert.

Und so kam es wie es leider kommen mußte:
Ein halbes Jahr vor seinem 80. Geburtstag ist Rheinhausens Vorzeige-Cowboy Erich „Fuzzy“ Wiesner am Boden zerstört.
Bei einer Begehung des Geländes verhängte das Duisburger Bauordnungsamt eine sofortige Nutzungsuntersagung.
Sicherheits- und Brandschutzmängel sind der Grund.
50 Jahre lang war das in Ordnung, doch nach dem Love-Parade-Unglück ist alles anders geworden.

Der Montana-Club war zuversichtlich.
Ein Investor sollte doch schnell gefunden werden.
Auch das Bezirksamt Rheinhausen hatte schon Hilfe zugesagt.

Doch es kam anders.
Alle Mühen waren umsonst.

In diesen Tagen machten Bagger alle Holzbauten dem Erdboden gleich.



Einzigallein die Kirche durfte stehen bleiben, weil sie auf Wiesners Privatgrundstück steht.

An Herrn Wiesners Gefühlschaos möchte ich jetzt nicht denken.

2 Kommentare:

Nova hat gesagt…

Unverstaendlich fuer mich...anstatt sowas zu foerdern, das Unternehmen und den Menschen zu unterstuetzen, denn immerhin kommt sowas auch dem Tourismus der Stadt entgegen, sowas....

Unfassbar und ich moechte auch nicht in der Haut stecken. Mal eben den Lebenstraum niedergemacht. Hoffe es geht ihm in dem Alter nicht zu nahe und er bekommt nen Herzkasper.

liebe Abendgruessle

Lucie hat gesagt…

Ich habs auch gelesen und finde es ein riesige "Sauerei", was dort abgeht!

Ob ER damit klar kommt ... so was geht doch ziemlich zu Herzen!!

Schade, das solche Dinge nicht erhalten werden. :-(

LG Lucie :-)